Story: Nachbereitung

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von guapasguapo am 11.12.2009, 16:34:50 in Sie+Er

Nachbereitung

Das hier ist die Fortsetzung zur Dienstreise

Es gibt kaum unangenehmere Momente als solche, in denen man auf einen anderen Menschen trifft und genau weiß, dass dem ersten Blickkontakt verlegenes Schweigen folgen wird. Ich blieb also unter meiner Decke und versuchte diesen Augenblick hinaus zu zögern. Vielleicht würde ja ein Wunder geschehen und mir eine Erklärung des vergangenen Abends ersparen.
Und in gewisser Weise war es so: ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde und das Abteil von Kaffee- und Croissant-Duft durchflutet wurde. "Falls Sie wach sind sollten Sie aufstehen, wir sind gleich da", hörte ich meine offenbar bestens gelaunte Chefin. Als ich vorsichtig ins Licht der aufgehenden Sonne blinzelte schob sie mir ein kleines Tablett zu und lächelte, als sei nichts geschehen. Still trank ich meinen Kaffee ohne zu wissen, was ich von der Situation halten sollte. Sie redete von der Vorstandssitzung am kommenden Montag. Es war merkwürdig - auf dem Teppich konnte ich noch die Spuren erkennen, die ich vor wenigen Stunden dort hinterlassen hatte. Und sie beendete ihren kleinen Vortrag mit: "Und könnten Sie mir bitte bis Montag eine kurze stichwortartige Zusammenfassung schreiben über alles, was wir während der Dienstreise erreicht haben?"
Ich muss sie ziemlich verunsichert angesehen haben, denn sie fügte schnell hinzu: "Wenn das für Sie am Wochenende in Ordnung ist." "Wirklich über ALLES?", fragte ich vorsichtig. Sie hatte mich doch angesehen, als ich vor ihr stand, meinen Schwanz in der Hand. Konnte sie da so drüber hinweggehen, oder was erwartete sie von mir? "Skizzieren Sie einfach die wichtigsten Eckpunkte, damit ich dem Vorstand berichten kann", und ich fand in ihrer Stimme keinen Anhaltspunkt, der mir weiterhalf...

Später lag ich in den Armen meiner Frau. Während wir miteinander schliefen hatte ich ihr von meinen Erlebnissen berichtet. Sie wusste das Verhalten meiner Chefin auch nicht zu deuten. "Was denkst du", fragte ich sie. "Was soll ich machen?" Ihre Gegenfrage war, was ich ihr denn gerne sagen wollte, wenn ich alle "vernünftigen" Bedenken außer Acht lassen könnte.
Das war eine gute Frage. Vielleicht, dass mich das Spiel mit dem Tabu erregt hatte? Oder, dass ich ihren Gesichtsausdruck in dem Moment, in dem sich ihr Körper vor Erregung aufbäumte und die ganze Anspannung plötzlich von ihr abfiel, immer noch vor Augen hatte? Oder, dass der Gedanke unsagbar spannend war, mit ihr durch die Firma zu gehen und etwas über sie zu wissen, von dem alle anderen nur träumen konnten? Oder, dass die Unterhaltungen darüber für den Sex mit meiner Frau eine neue, spannende Erfahrung geworden war? Aber konnte ich das meiner Chefin AUFSCHREIBEN? Wenn ihr der Abend im Zug zu weit ging und sie versuchte, zum Alltag überzugehen, dann würde ich damit selber meine fristlose Kündigung schreiben.
"Vertraust du ihr?", fragte mich meine Frau und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Das war die entscheidende Frage. Im Büro vertraute ich ihr in allem. Aber woher sollte ich wissen, wie sie auf meine Phantasien reagieren würde? Diesen Teil unserer Persönlichkeit geben wir schließlich nur selten Preis. Und auch dann meistens nur, wenn wir uns bei dem Anderen sicher fühlen, wie ich bei meiner Frau.

Am Sonntag saß ich am Laptop und schrieb ein kurzes Memo zu den Vertragsverhandlungen vom Freitag. Aber die Gedanken schweiften immer wieder ab zum Abend danach. Als ich den Text ausgedruckt hatte blieb ich eine Weile vor dem Rechner sitzen. Schließlich atmete ich tief ein und öffnete ein neues Dokument. Nüchtern, so wie ich auch das andere Memo geschrieben hatte, fasste ich den Abend in wenigen Zeilen zusammen, fügte unter "Chancen" die Gedanken aus dem Gespräch mit meiner Frau und unter "Risiken" meine Sorgen, ihr zu nahe treten zu können ein.
Ich druckte die Seite aus und legte sie in einen zweiten Ordner. Vielleicht könnte ich ihn ihr in einem ruhigen Moment geben? Wahrscheinlich werfe ich sie am Ende weg, dachte ich bei mir, aber es hatte gut getan, meine Gedanken mal zu Papier zu bringen. Es hilft, die eigenen Gedanken zu sortieren.

Der Montag begann mit einem ununterbrochen klingelnden Telefon. Meine Chefin kam kurz in mein Büro um nach dem Memo zu fragen. Ich deutete während ich telefonierte auf den Schreibtisch und sie nahm lächelnd die Mappe mit. "Ist ein Montag...", sagte sie grinsend, "bis gleich im Meeting."

Gefühlte 2000 Telefonate später suchte ich meine Unterlagen zusammen. Der Ordner mit dem zweiten Memo zum Abend im Zug war nicht mehr da. Mir blieb die Luft weg. Ich hatte ihn doch eben noch... Sollte meine Chefin beide Ordner mitgenommen haben? Mein Herz begann zu rasen. Ich bemerkte, wie das Blut aus meinem Gesicht wich. Und jetzt?
Ich musste wohl oder übel in dieses Meeting gehen. Das Unangenehm war nicht, dass damit jetzt alles ausgesprochen war, sondern dass ich die Situation nicht mehr kontrollieren konnte. Ich fühlte mich ausgeliefert und schutzlos.
Mit zitternden Knien ging ich zum Konferenzraum. An der Tür traf ich sie. "Alles klar?", fragte sie. "Sie sehen etwas blass aus." Ach was, dachte ich. "Haben Sie das Memo schon gelesen?" "Nein, ich komme heute auch zu nichts. Aber es wird schon gut sein.", lächelte noch einmal und ging in den Raum, in dem bereits eine Handvoll Vorstandsmitglieder auf uns wartete. Die letzte Chance, die Mappe doch noch an mich zu nehmen hatte ich gerade vertan.
Ich saß ihr am Tisch gegenüber und sah, wie sie in ihren Unterlagen zu lesen begann, während ein Abteilungsleiter ein neues Produkt präsentierte. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Hätte mich irgendjemand im Raum beobachtet, ich wäre ihm wohl ziemlich merkwürdig vorgekommen, wie ich sie anstarrte während sie Akten las.

Und dann passierte es. Die Mappe erkannte ich sofort, als meine Chefin sie aufschlug. Ich folgte ihren Augen, als sie zu lesen begann. Erst ruhig, doch dann schienen ihre Blicke zwischen den Worten hin und her zu springen. Sie wurde plötzlich blass. Langsam sah sie hoch zu mir und ihre Augen lagen lange auf meinen. Sie wirkte erschrocken, unsicher, fragend. Und so ängstlich ich mich fühlte - dieser Augenblick entzündete ein Feuer in meinem Schoß. Es war schon eigenartig, wir saßen in einem Meeting in der Firma, knapp 20 andere Menschen, darunter der gesamte Firmenvorstand, waren mit im Raum - ich sollte mir eigentlich Sorgen um meinen Job machen und bekam statt dessen einen Steifen.
Was dachte sie wohl gerade? Ihr Gesicht gab mir keinerlei Anhaltspunkte, was die Spannung noch weiter verstärkte.

"Und was hat sich bei Ihnen am Freitag ergeben?", unterbrach die Wirklichkeit jäh meine Gedanken. Noch einen Bruchteil einer Sekunde sah sie mir ins Gesicht, neigte den Kopf etwas zur Seite und stand dann ohne ihren Blick von mir zu nehmen auf. "Es war eine unerwartet...", kurz hielt sie inne und ihr Mundwinkel zuckte kurz, wie zu einem angedeutetem Lächeln, "...erfolgreiche Dienstreise..." Als sie ihren Blick der erwartungsvollen Runde zuwendete, war sie wieder ganz die professionelle Geschäftsfrau und präsentierte kühl die Ergebnisse der Verhandlungen.

Ich rutschte hin und wieder unruhig auf meinem Stuhl hin und her. Hätte ich aufstehen müssen, die Schwellung in meiner Hose hätte ich kaum verbergen können. Zum Glück gab es ausreichend trockenes Zahlenmaterial zu klären, um langsam zur Ruhe zu kommen. Immer wieder versuchte ich, Blickkontakt mit meiner Chefin zu bekommen, aber sie wich mir aus und verließ das Meeting vor dem offiziellen Ende.

Ich glaube nicht, dass ich etwas Bestimmtes erwartet habe, als ich anschließend in mein Büro kam. Trotzdem war ich etwas enttäuscht, keine Nachricht von ihr vorzufinden. Die Erregung war wieder meiner Unsicherheit gewichen. Es besserte sich auch nicht im Laufe des Tages bis kurz vor Feierabend mein Faxgerät anfing zu arbeiten. Aus dem Dienstwagen meiner Chefin kam mein Memo, versehen mit einem Posteingangsstempel, ordnungsgemäß mit ihrem Handzeichen versehen. Als Arbeitsanweisung hatte sie angekreuzt: "Wiedervorlage"...

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Kommentare

  • storyfan32
    storyfan32 am 12.12.2009, 09:48:06
    Stark!!! Hoffe auf Fortsetzung ;-)
    Gruß storyfan
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