Ich gebe ja zu, dass ich während meiner Bahnfahrten zur Arbeit gerne hin und
wieder mir meine weiblichen Mitreisenden anschaue und die Gedanken durch meine
Fantasie schweifen lasse
(so zum Beispiel) . Wenn ich dann beim Aussteigen einen näheren Blick werfen konnte, zerplatzten sie aber jedes mal wie eine schillernde Seifenblase. Trotzdem: ich mag das Kopfkino und im Grunde ist es dann auch egal, ob neben mir im Zug tatsächlich etwas "passiert".
Und dann gibt es Momente, die jeglicher Erotik entbehren. Zum Beispiel Freitag
vor einigen Wochen, mittags auf dem Weg ins Wochenende. Der Wagen war überfüllt mit Soldaten. Ich kann nicht nur nichts mit den Geschichten über heldenhaftes Verhalten in den ersten Tagen der Grundausbildung anfangen - ohne jemandem zu nahe treten zu wollen - vor allem war es eng und laut und roch nach regennassen Uniformen.
Ich quetschte mich neben einen sperrigen Seesack und versuchte - vergeblich -
ein wenig zu schlafen. Auf der gegenüberliegenden Gangseite saßen zwei Frauen. Die eine etwa in meinem Alter, im gediegenen Buisiness-Kleidchen, Laptop auf den Knien und sichtlich genervt über ihre Umgebung. Die sitz lieber in der ersten Klasse, dachte ich.
Die andere war so um die 18, grell pinke zum Make-up passende Joggingjacke und
ohne Pause das Handy am Ohr. Beide stachen schon optisch aus der oliv-grünen Masse hervor, aber am interessantesten fand ich, dass es niemandem aufzufallen schien.
Sie stritt lautstark mit "Schnuckel" über die Einkaufsliste zum Wochenende. Eine
Ewigkeit später legte sie endlich ihr Handy weg, setzte sich Kopfhörer auf,
lehnte sich zurück und schien einzuschlafen. Die Hände hatte sie locker in den
Schoß gelegt.
Diese schlabbrigen Trainingshosen aus grauem Baumwoll-Stoff sind scheinbar die
neuste Mode bei jungen Leuten. Für mich sind sie eher eine Mischung aus Schlafanzug und Schulsport, aber vielleicht ist das auch nur ein erstes Anzeichen, dass ich älter werde.
Ich zog ein Buch aus der Tasche und begann zu lesen. Etwas später bemerkte ich,
wie die junge Geschäftsfrau gegenüber sich unruhig umsah. Immer wieder fiel ihr
Blick dabei auf die pinke Gestalt ihr gegenüber. Eine Hand - übrigens mit ebenfalls passendem pinken Nagellack - lag ruhig auf einem Oberschenkel, die andere war zwischen ihre Beine geglitten und zwei Finger glitten langsam über den Stoff auf und ab.
Ich war mir sicher, dass mir meine Fantasie etwas vormachte. In einem überfüllten Zug würde doch niemand...? Und keiner der jungen Soldaten, die direkt daneben saßen, zeigte irgendeine Reaktion. Das konnte nicht sein..
Aber dann trafen sich meine Blicke mit denen des Buisiness-Kleidchens. Sie errötete sofort, sah auf die immer noch beschäftigte Hand ihr gegenüber, wieder
zu mir, öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, brachte aber nichts heraus. Sie sah, was ich sah! Und sie wußte, dass ich ihr Interesse an dem Schauspiel bemerkt hatte.
Ich weiß nicht, was mich mehr erregt hat, die in der Öffentlichkeit masturbierende Frau zu sehen, oder die andere zu beobachten, wie sie hin und her gerissen war - offensichtlich neugierig auf der einen, etwas beschämt auf der anderen Seite.
Dann ging alles ganz schnell. Der Lautsprecher sagte den Endbahnhof an, was die
olive-grüne Menge in Bewegung versetzte. Taschen und Rucksäcke wurden aus den Gepäck-Fächern gehievt und alles drängte sich in Richtung Ausgang. Auf einmal begann der pinke Arm ruckartig auf und ab zu schnellen Jetzt gab es gar keinen Zweifel, was sie da tat. Es war nicht lange, vielleicht nur einige Sekunden,
dann streckte sich der junge Körper, sie presste beide Hände zwischen ihre Beine
und riss mit einem in dem Umgebungslärm fast unhörbaren Keuchen die Augen auf.
Es muss für sie ein skurriles Bild gewesen sein. Ganz offensichtlich hatte sie
alles um sich herum vergessen, und jetzt sah sie dem Buisines-Kleidchen und mir,
die gerade ihren Orgasmus beobachtet hatten, in die Augen. Und das zwischen all
den Uniformierten, die nichts zu bemerken schienen.
Einen Augenblick waren wor alle wie erstarrt. Das pinke Mädchen reagierte
zuerst, setzte den Kopfhörer ab, sagte "Ups..." und ging.
Das Buisiness-Kleidchen sah ihr ungläubig hinterher. Als sie dann ihr Jacket nahm
und auch zum Ausgang ging, blieb sie kurz vor mir stehen. Sie hatte eine süße
Röte im Gesicht und atmete etwas schnell. Was würdest du gerne sagen, fragte ich
mich, und beobachtete ihren Blick, der nervös hin und her pendelte. "Schönes
Wochenende...", hauchte sie und drängte sich zwischen die Soldaten am Ausgang.
Es war fast wie eine Flucht.
Auf dem Bahnsteig hörte ich noch eine Stimme: "Schnuckel, du solltest Nudeln kaufen!" Ich bekam Hunger...