Die Tür [Teil 11]
Langsam nur erwachte sie wieder und brauchte ein Weile, um sich zurechtzufinden. Sie lag in seinem Arm neben ihm im Bett. Sie liebten es beide, wenn sie so neben ihm lag, den Kopf an seiner Schulter, leicht auf der Seite liegend, damit die mit Handschellen gefesselten Hände nicht drückten. Sie sah fragend zu ihm auf, er küßte ihre Nasenspitze und streichelte sanft ihre gefesselten Arme. Tief seufzend schmiegte sie sich noch näher an ihn und schlief wieder für ein paar Augenblicke ein. Beim erneuten Aufwachen war sie munter. Er setzte sich, den Oberkörper ans Kopfteil des Bettes gelehnt, auf und zog sie neben sich ins Sitzen empor. Es war nicht ganz einfach, so zu sitzen; das Gewicht des Oberkörpers drückte auf die Arme, da es wegen der gefesselten Hände nicht möglich war, anders zu sitzen. Amir griff neben sich unters Bett, holte etwas darunter hervor und legte es neben Désiré. Ihre Augen wurden immer größer, als er ihr den Harnischpanzer vorführte.
Zwei Halbschalen, die mittels eines Systems wie moderne Aufbaumöbel miteinander verschraubt werden konnten, bildeten Désirés Körper als Konturform ab. Dafür hatte er also die Gipsabdrücke benötigt. Der Panzer hatte unten etwa die Form eines Korsetts, ließ Armansatz und Brüste frei und bildete dann Hals und Kopf ab. Die Nasenlöcher waren durchbohrt und ermöglichten so die Atmung. Vorne und hinten am Hals waren Ringösen installiert, an denen man etwas befestigen kann. In der Öse am Nacken hatte er also die Handfesseln befestigt, die ihre Arme so unbarmherzig unbeweglich auf dem Rücken hielten. Innen war der Panzer mit Schaumstoff gefüttert, um Verletzungen und Druckstellen zu vermeiden. Inzwischen hatte er die Handschellen entfernt, sie griff vorsichtig nach dem Panzer und drehte ihn interessiert betrachtend. Die äußere Hülle war glatt poliert und schimmerte silbrig wie Metall. Ein wenig wunderte sie sich über das relativ geringe Gewicht. Auf ihre Frage, erklärte er ihr die Beschaffenheit von Kunstharzgemischen, die trotz des niedrigen Gewichtes eine hohe Stabilität und Festigkeit besitzen. Sachte legte sie den Panzer direkt neben sich auf das Bett, die Vorderseite nach oben. Versonnen strich sie mit einer Hand über die Oberfläche. Dann wendete sie den Kopf und fragte ihn mit stockender Stimme, wie es wohl aussähe, wenn sie in dem Panzer stecke.
Statt einer Antwort drückte Amir auf den Startknopf des Videorecorders. In dem Fernseher gegenüber des Bettes, sah sie mit weit aufgerissenen Augen die Videoaufnahme, die er während ihres Eingesperrtseins vor ihr gemacht hatte. Es war ihr fast unbegreiflich, daß sie es war, die in dieser schimmernden Rüstung steckte. Erst als der Film in schonungsloser Offenheit zeigte, wie der Dildo sie durchbohrte, und ein Echo der Gefühle in ihr aufstieg, konnte sie sich mit der fremden Erscheinung identifizieren. Sie atmete schwer und spürte Erregung in sich aufsteigen, als der Film zuende war, und ihre Erinnerung noch dem Erlebnis nachhing. Er nahm den Inbusschlüssel und trennte die beiden Hälften wieder voneinander. Fast einladend lagen die beiden Hälften, mit der Innenseiten nach oben, neben ihr. Seine Geste war unmißverständlich, ihr Blick zugleich furchtsam und erregt. Mit gnadenloser Schärfe war ihr klar, was er von ihr verlangte, ohne daß er den Befehl aussprechen mußte. Sie setzte sich vor die Rückenschale, mit einem Gefühl von Grauen sank ihr der Kopf auf die Brust.
Nach einer Weile des Wartens hob Désiré ihren flehenden Blick zu ihm, er lächelte kaum merklich und schüttelte sachte den Kopf. Sein Schweigen machte ihr deutlicher als alle Worte, daß sie keine Aussicht auf Verschonung hatte. Beklemmung würgte in ihrer Kehle, sie mußte mehrmals heftig schlucken. Sie sackte etwas in sich zusammen und begann, sich langsam in die Schale sinken zu lassen, immer noch in der aussichtslosen Hoffnung, ihn erweichen zu können. Amir half ihr dabei, den Zopf in den schmalen Ausschnitt am Scheitelpunkt zu ordnen. Wieder wartete er, bis sie nach einer scheinbar endlosen Zeitspanne die Augen zu öffnen wagte. Sie versuchte erneut zu flehen, aber er erstickte ihre Worte mit einem Kuß. Er küßte sie so innig und anhaltend, daß sie dabei das Gefühl hatte, in der Schale zu zerfließen, wie ein zäher Teig, der eine Form ausfüllt. Als er die vordere Schale anhob, konnte Désiré nicht umhin, vor Panik die Augen schließen. Seinem scharfen Befehl die Augen zu öffnen, konnte sie erst nach einer Schrecksekunde nachkommen. Furcht zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, als sich die Schale langsam niedersenkte. Entsetzen lähmte sie vollständig, als sie das Knirschen der Schraubverschlüsse hörte, mit denen die beiden Hälften unverrückbar miteinander verbunden wurden.
Sie wollte zustimmend mit dem Kopf nicken, als er sie fragte, ob sie ihn hören können. Der starre Panzer ließ ihr diese Bewegung aber nicht zu. Auch, daß sie ihm sagen wollte, sie höre ihn nur gedämpft und undeutlich, gelang wegen der festen Schale um ihren Kopf nicht. Erst als er ihr erklärte, daß sie für ja einmal, für nein zweimal in die Hände klatschen solle, versetzte sie in die Lage, ihm im beschränkten Umfang antworten. Nur langsam gelang es Desire, sich etwas entspannen. Nach einer Weile konnte sie ihren Zustand fast genießen, da jede Berührung an ihren unbedeckten Körperteilen ungeahnte intensive Gefühle in ihr auslöste. Sein Streicheln ließ augenblicklich eine Gänsehaut bei ihr entstehen, sanfte Schauer durchschüttelten sie. Amir half ihr beim Aufstehen und stützte sie; sie preßte sich fest an ihn, als er sie weiter streichelte. Abrupt trat er zurück, ihre suchenden Bewegungen gingen hilflos ins Leere. Die lapidare Mitteilung, für den Rest des Tages und die Nacht in den Panzer eingeschlossen zu bleiben, ließ ihre Beine schwach werden, sie knickten unkontrolliert ein. Amir fing sie gerade noch im richtigen Moment auf. Wieder dominierte das Gefühl von Grauen über die gerade noch empfundene Lust.
Doch schnell änderte es sich ins Gegenteil, als er das Streicheln fortsetzte, diesmal strich er jedoch zärtlich mit einer Feder über ihre nackte Haut. Mit undeutlichen Lauten versuchte sie ihn zum Weitermachen zu bewegen, als er erneut abrupt aufhörte. Nach einer fast endlosen Weile hielt sie es nicht mehr aus und setzte dazu an, sich selbst zu berühren. Ein scharfer Klaps auf die Finger konnte sie nur kurz davon abhalten, die Berührungen einzustellen. Heftiger als vorher, nahmen ihre Finger nach einer Weile die Wanderschaft wieder auf. Jäh spürte sie das weiche Fensterleder, das um jedes ihrer Handgelenke gewickelt wurde, bevor die eisernen Ringe der Handschellen sie umschlossen. Noch bevor sie Widerstand leisten konnte, hatte er ihre gefesselten Hände nach hinten über den Kopf gezogen und im Nacken an der Öse befestigt. Von vorne sah es für einen Beobachter so aus, als ob sie lässig die Hände hinter dem Kopf gefaltet hielte. Die Unerreichbarkeit ihres eigenen Körpers und das unerfüllte Brennen zwischen ihren Beinen entfachten in ihr hochgradige Lustgefühle, die sie umgehend die unbequeme Lage ihrer Arme vergessen machte. So, wie man im Stockdunkeln eine Treppe hinuntertastet, versuchte sie das Bett zu finden.
Schließlich gelang es ihr nach mühevollem Tasten. Unsicher und vorsichtig sank sie auf die Bettkante nieder, bis sie sicher sitzen konnte. Achtsam senkte sie unter Anstrengung den Oberkörper aufs Bett nieder und rutschte vollends hinein, bis sie bequem mitten im Bett lag. Unbändig und verlangend warf sich Désiré dem Dildo entgegen, der ihr wieder und wieder einen Orgasmus verschaffte. Erstickte Schreie drangen gedämpft aus dem Inneren des Kunststoffpanzers, wenn der Dildo zustieß. Ein eher klägliches Wimmern bettelte in den Pausen um Fortsetzung. Als Amir endlich selber in sie eindrang, verlor sie die Kontrolle über ihren Körper. In grotesken Bewegungen machte sich ihr gesamter Körper selbständig, bis sie ohnmächtig erschlaffte. Als sie aus tiefem, traumlosen Schlaf erwachte, konnte sie ihre Hände frei bewegen. Obwohl sie es auch so wußte, tasteten ihre Hände wie zur Bestätigung über die Rüstung, in der sie noch immer eingesperrt war. Genau so klar war ihr eigentlich, auch wenn ein Fünkchen Hoffnung versuchte, ihr etwas anderes einzuflüstern, daß er es wirklich wahr machte, sie so auch über Nacht eingesperrt zu lassen. Ihre Hand tastete suchend nach ihm, anscheinend war er fort.
Als Désiré nach ihm rufen wollte, wurde ihr schlagartig erneut ihre Lage bewußt. Sie meinte in dem Gefühl von Hilflosigkeit zu versinken. Doch seltsamer Weise fühlte sie sich auch gleichzeitig durch ein Gefühl von Spannung und Erregung getragen. Die Erinnerung an den vergangenen Abend tat ihr übriges. Gerade als sie beginnen wollte, sich selbst zu berühren, hörte sie das Öffnen der Schraubverschlüsse. Die Schale wurde abgehoben und nach einigem Blinzeln sah sie sein freundlich lächelndes Gesicht über sich. Es war fast so, als ob sie sich nicht über ihre wiedergewonnene Freiheit freuen konnte. Nur zögernd erhob sie sich aus der Schale. Wortlos schmiegte sie sich in seine Arme, die sie lange hielten. In unregelmäßigen Abständen verbrachte sie Zeit in dem Panzer. Meist, so sagte er jedenfalls halb scherzend zu ihr, als Beruhigungsmittel. Wobei die Beruhigung nur für ihn galt. Er konnte in dieser Zeit schalten und walten, Desire nur warten und hoffen, was für sie nicht gerade beruhigend war. Ganz im Gegenteil.
Mittlerweile war für sie das Erlebnis so prickelnd, daß sie es manchmal förmlich darauf anlegte, ihn zu stören, bis er entnervt androhte, sie zu beruhigen. Als sie ihm eines Tages scherzhaft vorwarf, er hätte sie am liebsten wohl als Statue, ahnte sie sofort, daß ihre Zunge ihr wieder einen großen Streich gespielt hatte. Das gefährliche Glitzern in seinen Augen sollte sich nur allzu bald als wahr erweisen. Wieder stand sie erzwungenermaßen Model für einen Gipsabdruck, der in verschiedenen Sitzungen angefertigt wurde. Er führte sie mit verbundenen Augen in den alten Schuppen neben dem Haus, wo er schon alles vorbereitet hatte. Im Handumdrehen fand sie sich unter dem dicken Querbalken wieder, die Hände hoch über Kopf erhoben, so daß sie kaum noch Kontakt mit dem Boden hatte. Amir schleppte keuchend einen rechteckig behauenen Holzklotz herbei, auf den sie sich stellen mußte. Als das Besondere daran erwies sich ein Paar Schnürsandalen, die durch die Sohle hindurch direkt mit dem Klotz verschraubt waren. Désiré spürte die Köpfe der Schrauben, nachdem sie auf seinen Befehl in die Sandalen schlüpft war. Die Schnürbänder band er sorgfältig und genau kreuzförmig über ihre Unterschenkel aufwärts bis kurz unter die Knie. Dann verkürzte er das Seil, das ihre Hände Richtung Balken zog, bis sie voll gestreckt war. Die Sandalen hielten ihre Beine jetzt in einer unbeweglichen Stellung fest und er begann fröhlich pfeifend mit seiner Arbeit.
Nur wenig später war sie von der Taille bis hinunter zum Klotz mit Gips verhüllt, der langsam trocknete und fest wurde. Dann tauschte er den Strick, der ihre Hände hochzog, an den Zopf, sie mußte weiter aufrecht und grade stehen bleiben. Mit dünnen Stricken fesselte er ihre Hände seitwärts an die Oberschenkel. Routiniert trug er Schicht um Schicht auf. Jetzt war Désiré von der Taille aufwärts bis zum Scheitel im Gips verhüllt. Schließlich band er sie los und sie durfte zum Duschen gehen. Diesmal dauerte es deutlich länger, bis er auf ihre neugierigen Fragen ein Antwort gab. Er murmelte etwas von technischen Problemen und sie gab es schließlich auf, nachzufragen. So vergingen etliche Wochen, ohne das sich etwas tat. Als sie am Tag von Amirs Geburtstag vom Einkaufen nach Hause kam, war eine Ecke im Wohnzimmer freigeräumt. Dort stand etwas, mit einem Laken verhüllt und einer großen roten Schleife verziert. Amir bat sie förmlich, als besondere Überraschung an seiner privaten Feier teilzunehmen. Es sei dazu allerdings nötig, daß sie seine Wünsche vollständig erfülle. Désiré versprach ihm hastig, alles zu tun, was er verlange und ihn zu erfreuen. Sie mußte sich vollständig entkleiden und dann die Augen geschlossen halten. Das Verlangen, wie ein Kind heimlich zu spicken, war fast unbändig. Und es gelang ihr sogar unter Aufbietung aller Disziplin, nicht zu blinzeln, als er sie leicht hochhob und wieder abstellte.
Désiré schwankte ein wenig, um ihr Gleichgewicht wieder zu erlangen. Trotz allem Vertrauen verspannte sie sich etwas, als er sie sanft Stück für Stück rückwärts schob. Sie folgte dem Druck und bewegte sich mit winzigen Trippelschritten tastend rückwärts. Bald spürt sie an ihrer gesamten Rückseite einen Widerstand. Sie ahnte, daß dies die Rückenschale seiner neusten Kreation sein mußte. Dann spürte sie, wie sich die vordere Hälfte an ihren Körper schmiegte und sie überall von der Form umgeben war. Voll Panik stellte sie fest, daß es etwas Anderes war, von Kopf bis Fuß unbeweglich in einen Panzer eingesperrt zu sein. Irritiert hörte sie seine Aufforderung, die Augen zu öffnen.
Sie glaubte zuerst nicht, was sie sah. In einem großen Ankleidespiegel, den er im Wohnzimmer aufgebaut hatte, war eine weiße Marmorstatue zu sehen. Das Unheimliche daran waren die zwei lebendigen Augen, die weit aufgerissen aus dem unbeweglichen Antlitz der Statue starrten. Doch langsam siegte ihre Neugier. Eingehend betrachtete sie die fremde Erscheinung im Spiegel. Auch der Mund war ausgespart, wenn auch nicht zu öffnen, da unter dem Kinn das feste Material den Kiefer am bewegen hindert. Die Brüste lagen ebenso frei wie ihr Geschlecht. Er küßte sie innig, bevor er zufrieden wieder zurück trat, um sein Werk zu begutachten. Freudestrahlend zeigte er ihr, welche Besonderheiten er eingebaut hatte. Alle ausgesparten Öffnungen waren mit paßgenau geformten Einsätzen zu verschließen. Er gab ihr noch einen letzten Kuß, bevor er die Verschlußplatte des Mundes einsetzte. In die Abdeckung des Geschlechtes hatte er innen ein Kunstglied montiert. Als die Platte geschlossen war, drückte er einen verborgenen Schalter und der Vibrator begann fast unhörbar zu summen. Eine Schaltung sorgte dafür, daß der Vibrator sich langsam stufenlos in Intensität und Schnelligkeit steigerte.
Nach jeweils ein paar Minuten Vollgasbetrieb brach die Stromzufuhr unvermittelt ab. Um dann einige Minuten später erneut anzuspringen. Die Vibrationen wurden von der Platte auf ihr gesamtes Geschlecht und die Umgebung übertragen, sie glaubte jeden Moment zu explodieren. Für die Brustschalen hatte er sich etwas besonders perfides ausgedacht. Die Abdeckung war eine plastische Abformung ihrer Brust, jedoch in jeweils zwei Hälften geteilt. Er strich kurz über ihre bereits erigierten Brustwarzen, die sich dadurch noch weiter vorstreckten. Beim Einsetzen der Hälften der Brustabdeckung zog er zusätzlich mit einer Hand noch leicht an den Brustwarzen, was den Aufruhr in ihrem Unterleib noch verstärkte. Beim Zusammensetzen der Hälften wurden die Brustwarzen dazwischen leicht eingeklemmt und standen weiter im Freien. Der dadurch entstandene Zug auf Brust und Nippel brachte das Faß zum Überlaufen. Trotz ihrer nachfolgenden Entspannung wurde sie Gottseidank durch den Panzer aufrecht gehalten.
Erst nach einer Weile konnte sie die Augen wieder öffnen. Er hatte derweil am Tisch Platz genommen und prostete ihr zu. Zufrieden zurückgelehnt betrachtete er sie. Désiré sah abwechselnd zu ihm und zu der Statue im Spiegel. Unruhig wanderte ihr Blick auch immer wieder zu den beiden Platten, die noch bedrohlich auf dem Tisch vor ihr lagen. Die Platten, die für das Verschließen der Augenlöcher gedacht waren. Sie schienen nur darauf zu warten, eingesetzt zu werden. Aber Désiré konnte sich nicht lange auf das Denken konzentrieren. Die eingeklemmten Brustwarzen und die Vibrationen des Dildos schoben sich immer wieder in den Vordergrund. Es dauerte nicht lange, bis die Lustgefühle sie immer wieder überwanden. Mit Belustigung bemerkte Amir, wie ihr Blick immer glasiger wurde und die Abstände zwischen dem Verdrehen der Augen immer kürzer. Es war spät geworden, als er sich langsam erhob und zu ihr hinging. Nachdem er die Augenverschlüsse eingesetzt hatte, öffnete er noch einmal kurz die Mundplatte, um ihr einen Gute Nachtkuß zu geben. Sie hörte seine Verabschiedung und das Schließen der Tür. In dem jetzt stillen Wohnzimmer war nur noch das leise Brummen des Vibrators zu hören und gelegentlich heftig schnaubende Atemgeräusche aus den Nasenlöchern der Statue.
Die letzten Wochen waren für Amir in beruflicher Hinsicht zermürbend gewesen. Die Arbeit an der neuen CD ging nur schleppend voran, die Anstrengung der letzten Tour steckte ihm noch in den Knochen. Seine Kraft schien im gleichen Maß zu verpuffen, wie er sie aufbauen konnte. Schlimmer noch, ihm schien es, als ob er immer kraftloser wurde. Désiré war sein Zustand nicht verborgen geblieben. Anfangs hatte sie noch versucht, ihn durch Widerspruchsgeist und Ungehorsam zu reizen; aber ohne Erfolg. Er zog sich aber noch mehr in sich zurück und begann, sie zu vernachlässigen. Insgeheim stellte sie sich die Frage, ob der Punkt gekommen war, vor dem sie sich so gefürchtet hatte. Ihren vorsichtigen Fragen in diese Richtung wich er aus. Doch, er liebe sie und wolle sie auch weiter als seine Sklavin behalten. Doch, er sei mit ihrem Gehorsam zufrieden. Ihre Vorschläge und Bitten, ihren Gehorsam und ihre Unterwerfung auf die Probe zu stellen, blieben jedoch erfolglos.
Eine lähmende Leere verbreitete sich langsam in ihrem gemeinsamen Leben. Hatte Désiré anfangs noch versucht, Amir mit Verlockungen zu ködern, stellte sie bald ihre Bemühungen aus Angst vor Desinteresse und Ablehnung ein. Eines Abends kam die plötzliche Wende. Désiré fand bei ihrer Heimkehr von der Arbeit ein Nachricht von Amir auf dem Anrufbeantworter vor. Dem Klang seiner Stimme nach schien er wieder ganz der Alte zu sein; Désiré fiel eine Zentnerlast vom Herzen, innerlich jubilierte sie, natürlich würde sie seine Befehle ausführen. Während sie sich an die Vorbereitung und Ausführung machte, kam ihr jedoch eine Idee. Irgend etwas war Amir verdächtig vorgekommen, als er nach Hause kam. Désiré hatte zwar seinem Wunsch entsprechend, das von ihm bestellte Diner, das der Partyservice pünktlich angeliefert hatte, festlich vorbereitet, aber sich selber nicht. Sie trug zwar die gewünschten Lederfesseln um Hals, Hände und Füße, aber nicht das befohlene Abendkleid.
Désiré war offensichtlich in der Badewanne gewesen, denn sie war nur mit einen Bademantel bekleidet und hatte ein großes Handtuch als Turban um ihren Kopf gewickelt. Mit einer gekonnten Bewegung ließ sie den Bademantel auf den Boden gleiten und stand völlig nackt vor Amir. Und sie war wirklich nackt. Üblicherweise entfernte sie die Haare an ihren Beinen und unter den Achseln, jetzt aber war sogar ihre Schambehaarung entfernt. Als sie dann aber lässig auch das Handtuch vom Kopf entfernte, stockte Amir der Atem. Mit einer reflexartigen Bewegung schüttelte sie den Kopf, aber da gab es nichts mehr zum schütteln. "Ja", sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln, "Du siehst, was Du siehst!" Désiré hatte eine Glatze. Die Haare waren nicht nur einfach abrasiert, sie hatte die Haare mit Enthaarungscreme entfernt, damit auch nicht die kleinste Unregelmäßigkeit das Bild störte. Amir starrte so entgeistert auf den Anblick, der sich ihm bot, daß Désiré bange fragte: "Gefällt es Dir nicht?" Nur langsam gewann Amir seine Fassung wieder, war aber immer noch sprachlos.
Weil er immer noch kein Wort sagte, fing sie an zu erklären, warum sie sich zu diesem radikalen Schritt entschlossen hatte. Da er ihr zu verstehen gegeben habe, daß er sie auch weiterhin als Sklavin wünsche, wollte sie ein sichtbares Zeichen auch für ihre Bereitschaft geben. Da in früheren Kulturen der geschorene Kopf das Kennzeichen der Sklaven gewesen sei, fände sie ihren Entschluß sehr passend und symbolträchtig. Scherzend fügte sie hinzu, daß es nun wohl keine Probleme mehr mit ziependen Haaren in Reißverschlüssen und ähnlichem mehr geben könne. Statt einer Antwort darauf mußte Désiré sich atemringend von seinem Kuß befreien. Untergehakt geleitete Amir sie zu Tisch und half ihr, wie ein Kavalier alter Schule, Platz zu nehmen. Erst langsam drang während des gemeinsamen Essens die Veränderung an Désirés Bewußtsein. Irritiert nahm sie das verzerrte Spiegelbild einer Glatzköpfigen im Glas wahr; hilflos fuchtelte ihre Hand im Leeren, als sie reflexartig beim Vorbeugen vergeblich ihre sonst langen Haare ordnen wollte.
Als Désiré nach dem Essen neben Amir, der es sich in einem Sessel bequem gemacht hatte, niederkniete, und ihren Kopf in seinem Schoß bettete, wurde ihr in aller Deutlichkeit klar, war sie getan hatte. Sachte streichelte Amir ihren Kopf, so wie er sonst auch in dieser Situation tat. Seine warme Hand auf ihrem kahlen Schädel zu spüren, ließ sie schauern. "Typisch Amir", dachte sie innerlich gleichzeitig seufzend und befriedigt kurze Zeit später. Statt seiner Hand spürte sie nun die Innenseite einer Lederhaube, die ihren Kopf vollständig umschloß. Er hatte sie natürlich sofort beim Wort genommen und ausprobieren müssen, ob sich eine Haube jetzt einfacher verschließen lasse. Obendrein war er auch noch auf die Idee gekommen, eine Haube zu probieren, die seit längerer Zeit unbenutzt im Schrank gelegen hatte, weil sie so eng saß, daß der Reißverschluß kaum zu schließen war. Désiré war eigentlich froh gewesen, daß die Lederhaube ihr Dasein im Schrank fristete. Abgesehen von der Enge trug sich die Haube eigentlich recht gut, denn sie war passgenau geschnitten. Amir hatte Désiré einmal ein Foto gezeigt, auf dem sie die Haube trug.
Der faltenfreie Sitz und der ausgeprägte Schnitt erweckten fast den Eindruck, als sei ihr Kopf aus schwarzem Holz nachmodelliert worden. Selbst das Gesicht schien vorhanden, wenn auch undeutlich, da sich eine feste, kinnfreie Maske aus Kunststoff unter dem Leder der Gesichtspartie befand. Der Grund, warum Désiré die Haube aber nur widerwillig ertrug, verbarg sich im Inneren der Maske. In Höhe der Mundpartie war eine Art Knebel innen eingearbeitet. Der eiförmige Knauf erschwerte schon das Anlegen der Haube ziemlich. Der Teil, der den Unterkiefer umschloß, mußte zum Anlegen etwas hochgeklappt werden. Denn erst mit weit aufgesperrtem Mund konnte der Kugelknauf hinter den Zähnen verschwinden und füllte die Mundhöhle fast vollständig aus. Amir mußte ein wenig Gewalt aufwenden, um das Kinnteil der Haube wieder über den Unterkiefer und das Kinn zu streifen. Bei geschlossener Haube wurden dann die Kiefer erbarmungslos auf die flache Hartgummiplatte, die den Knauf an der Maske innen hielt, wieder zusammengepreßt. Diese rigide Knebelung ließ tatsächlich nur ein ersticktes Brummen zu und war auf Dauer ziemlich unbequem. Fasziniert hatte Désiré damals das Foto von sich betrachtet. Da es keine Öffnungen für die Augen gab und die Luftöffnungen in den Nasenlöchern innen mit atemdurchlässigen, schwarzen Tüll getarnt waren, schien die Illusion eines komplett geschlossenen Lederkopfes perfekt.
Désiré wußte um die Wirkung ihres augenblicklichen Aussehen; bei einer flüchtigen Berührung spürte sie deutlich Amirs Erregung. Zufriedener Stolz und ein Anflug von Macht drängten die Unbequemlichkeit, die sie ertragen mußte, beiseite. Augenblicklich war auch sie entflammt und preßte sich an ihn, wild pendelnd schlug ihr lederumhüllter Kopf immer wieder an seine Brust. Amir ließ es geschehen, bis sie sich beruhigt hatte. Désiré hörte das scharfe Klicken eines Vorhängeschlosses in ihrem Nacken; sie erstarrte und sank langsam schlaff in sich zusammen. "Ausgeliefert", dieses Wort hämmerte unablässig in ihrem Kopf. Immer weiter rutschte sie abwärts, bis sie kniend vor ihm auf dem Boden kauerte. Ihre Stirn sank auf seine Schuhe; der Geruch von Leder und Schuhcreme drang durch den Stoff vor ihren Nasenlöchern.
Unvermittelt trat Amir einen Schritt auseinander, ihr Kopf wäre fast mit der Stirn auf den Boden aufgeschlagen. Noch bevor sie sich richtig gefangen hatte, bewegte sich Amir blitzschnell nach vorne. Mit dem unerbittlichen Klammergriff seiner Unterschenkel klemmte er Désirés Hals zwischen seinen Beinen fest und hielt sie damit in einer unbeweglichen Kauerstellung am Boden. Die Gürtelschnalle klirrte leise und Désiré hörte das schabende Geräusch, mit dem Amir seinen Gürtel aus den Hosenschlaufen zog. Sie ahnte, was jetzt folgte und versuchte instinktiv zu fliehen. Ihre Arme ruderten hilflos in der Luft, aber als der erste Hieb mit dem Gürtel ihr ungeschütztes Gesäß traf, klammerte sie sich an seinen Hosenbeinen fest. Tröstend hob Amir sie nach der Züchtigung auf und wiegte sie im Arm. Unvermittelt hob er sie an und trug sie fort. Irgendwo stellte er sie ab, Désiré hatte keine Ahnung, in welchem Teil des Hauses sie sich befinden mochte.
Mit den Worten: "Damit du dich nicht verirrst, oder irgendwo gegen läufst," klinkte er ihre Hände, die noch immer die Lederfesseln trugen, mit gespielter Fürsorglichkeit einzeln an eine Kette, die knapp über ihrem Kopf anscheinend von der Decke baumelte. Quälend langsam fuhren seine Hände über ihren Körper abwärts bis zu den Füßen. Dort angekommen, drückte er ihre Füße zusammen und verband die beiden Fußmanschetten miteinander. Liebkosenden fuhren seine Hände wieder aufwärts; Désiré erschauerte und wand sich unter seinen Berührungen. Ein ebenso gespieltes, tadelndes Zungenschnalzen begleitete seine schnelle Bewegung, als er einen Finger in ihr Geschlecht gleiten ließ. "Das kann doch wohl nicht wahr sein! Wenn man da nichts unternimmt, wirst du noch auslaufen!" spottete er. Désiré konnte ihr Stöhnen nicht zurückhalten, als der Finger sich wieder zurück zog. Ein erstickter Schrei quoll unter der Haube allerdings hervor, als Amir statt seines Fingers einen Dildo förmlich in sie hineinstieß.. "Wenn ich wiederkomme, ist das Ding noch drin, sonst setzt es was! Ist das klar?" Eifrig nickte der stumme Lederkopf.
Amir blieb in einiger Entfernung stehen und beobachte heimlich Désirés Kampf. Schweißperlen begannen auf der Haut zu glitzern und ihre Beine zitterten leicht vor Anstrengung. In unregelmäßigen Abständen gab ein dumpfes Stöhnen, gepaart mit dem krampfhaften Zusammendrücken der Oberschenkel, Auskunft über Désirés Zustand. Amüsiert wandte Amir sich zum Gehen und überließ sie vorläufig ihrem Schicksal. Anscheinend hatte er den richtigen Moment für seine Rückkehr abgepaßt. Désiré bebte leicht zitternd am ganzen Körper, gutturale Laute entrangen sich ihrer Kehle. Amir berührte sie leicht, sie zuckte zusammen. Ihr gesamter Körper war mit einem feinen Schweißfilm bedeckt, der leicht im Licht glitzerte. Désiré schrie erneut in den Knebel, als Amir den Dildo unendlich langsam herauszog. Bedächtig begann er sie mit einem Frotteetuch trocken zu reiben. Er löste einen Fuß aus seiner Fessel, und streifte mit aufreizender Langsamkeit einen Strumpf über ihren Unterschenkel bis an die Kniekehle. Bevor er den zweiten Fuß befreite, legte er ihr jedoch die Fesseln des Ersten wieder an. Und kaum, daß er ihr auch den zweiten Strumpf übergestreift hatte, spürte sie den Druck der Manschette wieder.
Wieder machte er sich an ihren Beinen zu schaffen. Je höher sich seine Hände streichelnd an ihrem Körper aufwärts bewegten, desto klarer wurde ihr, das er im Begriff war, ihr einen Catsuit anzuziehen. Endgültige Klarheit erhielt sie, als er mit ihren Armen genauso wie mit den Füßen verfuhr. Einzel löste er die Hände von der Kette, streifte Ärmel und Handschuhe über, bevor er die jeweilige Hand wieder ankettete. Désiré erkannte am Gefühl, um welchen Catsuit es sich dabei handelte. Sie konnte sich ihr Aussehen nahezu bildlich vorstellen. Ihr gesamter Körper war jetzt von den Zehen bis zum Hals in schwarze Spitze verhüllt, die nur schwach die darunterliegende Haut durchschimmern ließ. Um so deutlich stach das weiße Fleisch ihrer Scham hervor, das der schrittoffene Catsuit geradezu zu präsentierten schien. Amir zupfte an ihr herum und ordnete ihre Bekleidung. Kurz darauf hörte sie das vertraute Klicken der Kamera, unwillkürlich begann sie zu posieren, was ihr einen scharfen Tadel eintrug. Amir war hinter sie getreten und liebkoste ihre Brüste mit wechselnder Intensität. Immer härter wurde sein Griff, gelegentlich kniff er in ihre aufgestellten Brustwarzen.
Von dem Grunzen hinter der Maske ließ er sich nicht beeindrucken, sondern setzte er sein Tun unbeirrt fort. Heftig schnaufend überließ sich Désiré seinem Griff. Ebenso plötzlich stoppte er, Désiré fiel fast nach vorne über, konnte sich aber taumelnd an der Kette festhalten, bis sie das Gleichgewicht wieder erlangt hatte. Im selben Moment spürte sie das vertraute Gefühl eines Korsetts um ihre Taille. Langsam und stetig zog Amir, unterbrochen von gelegentlichen Pausen, die Schnürung immer fester zu. Das Atmen fiel ihr immer schwerer und bald hatte sie das bekannte Gefühl, in zwei Hälften zerteilt zu werden. Zwar ließ sie auf der Seite erleichtert ihre Arme sinken, nachdem Amir sie von der Kette befreit hatte, gleichzeitig wurde der Druck des Korsett dadurch verstärkt. Stolpernd trippelte sie ein paar Schritte mit ihren gefesselten Füßen vorwärts, bis sie sich gefangen hatte. Amir, der hinter ihr stand, fing sie sicher auf und hielt sie eng an ihren Oberarmen umschlungen. Mit angewinkelten Unterarmen tastete sie zögernd nach seinen Armen und streichelte ihn sanft. Ihre lederbespannte Wange schmiegte sich an seine; so blieben sie eine Weile unbeweglich stehen. Amir löste sich von ihr und zog sanft ihre Arme auf den Rücken, willig ließ sie es geschehen, das er ihre Hände und Arme in einen Monohandschuhe gleiten ließ. Vorsichtig schlang er die Haltebänder kreuzförmig unter ihren Brüsten hindurch wieder nach hinten und zog sie leicht zu. Schritt für Schritt verstärkte sich der Druck, der ihre Hände und Arme aneinanderpreßte, als Amir die Schnürung des Monohandschuhs straffte.
Kaum hatte sich Désiré an eine bestimmte Festigkeit gewöhnt und geglaubt, die Schnürung sei nicht mehr weiter zu schließen, wurde sie eines Besseren belehrt. Amir war erst zufrieden, als ihre Arme von den Handgelenken bis zum Ellenbogen mit unbarmherzigen Griff zusammenhalten wurden. Zu allem Überfluß verkürzte er auch noch die Haltebänder, die kreuzförmig unter ihrem Busen verliefen. Der wurde dadurch leicht nach oben gedrückt, was sich bei jeder Bewegung und jedem Atemzug verstärkte. Dieses Gefühl pflanzte sich in ihren ohnehin aufgewühlten Unterleib fort. Désiré glaubt vor Lust fast wahnsinnig zu werden. Das erneute Klicken der Kamera ging in diesem Gefühlstaumel vollkommen unter, als Amir ihr später die Bilder zeigte, war sie sich nicht bewußt, daß er auch in dieser Phase Aufnahmen von ihr gemacht. Hatte. Endgültig zu explodieren meinte sie, als die Spitze des Dildos sie erneut berührte. Der erste Orgasmus kam bereits, als er noch nicht einmal richtig eingedrungen war. Eine Welle von Entladungen ließ die Zeit für Désiré stillstehen, sie bestand nur noch aus diesem Gefühl.
Erschöpft lehnte sie sich an Amir. Er ließ ihr einige Zeit, um sich zu erholen, bevor er sie zu einem Hocker in der Nähe führte. In winzigen Trippelschritten bewegte sie sich mit seiner Hilfe vorwärts. Mit sanftem Druck und Zureden dirigierte er sie auf die Sitzfläche. Erleichtert sackte sie auf dem Sitz zusammen. Nestelnd machte er sich an ihren Füßen zu schaffen und befreite sie von den Fesseln. Statt jedoch befreit zu sein, steckten wenig später beide Beine in wadenlangen Schnürstiefeln mit hohen Absätzen. Die kurze Kette zwischen ihren Füßen erlaubten Désiré keine entscheidend größeren Schritte als vorher, erschwerend kamen jetzt noch die hohen Absätze hinzu. Mehr stolpernd als gehend ließ sich Désiré ein paar Schritt von Amir vorwärts ziehen. Wieder hörte sie den Verschluß der Kamera. Zu allem Überfluß ließ er sie unter dem Surren der Videokamera nach seinen Anweisungen auf- und abgehen. Erleichtert ließ sank sie in seine Arme, als er sie umarmte.
Er beugte sich zu ihr herab an die Stelle, an der unter der Lederhaube ihr Ohr lag. "Ich würde dich gerne nächsten Monat in genau diesem Aufzug auf einer Fetisch-Party vorführen. Was meinst du?" So gerne hätte Désiré ihm gesagt, daß sie doch ein Gelübde abgelegt hatte, sich allen seinen Wünschen zu beugen. Und wie glücklich sie sei, seine Sklavin zu sein. Das es keiner Frage bedurfte, ob sie es gut fände oder nicht. Aber mit ihrem Einverständnis wollte er ihr in Erinnerung rufen, daß sie kein hilfloses Opfer war, sondern Mitbeteiligte; daß wußte sie. Er wiederholte die Frage sanft. Ihr zustimmendes Nicken fiel so heftig aus, daß sie ins Straucheln geriet und er sie auffangen mußte. Blinzelnd versuchte Désiré ihre Augen an das Licht zu gewöhnen, nachdem Amir ihr die Lederhaube abgezogen hatte. Er saß auf dem Hocker vor, sie stand zwischen seinen gespreizten Beinen direkt vor ihm Vergeblich versuchte sie sich vorzubeugen, um ihm einen Kuß zu geben; das Korsett hielt ihren Oberkörper starr aufrecht. Unsicher hielt sie die Arme noch einen Moment hinter dem Rücken zusammen, nachdem Amir den Monohandschuh entfernt hatte. Impulsiv stürzte sie sich auf ihn, umschlang ihn und versank in seinem Kuß.
Langsam ließ Amir sie rücklings zu Boden sinken und hielt sie dabei. Désiré schlang ihre Arme um seinen Hals, als er über ihr kniete und sie ansah. Sie stürzte sich förmlich auf ihn und bedeckte ihn mit wilden Küssen, während er in sie eindrang. Einige Tage später betrachtet Désiré die fertig entwickelten Fotos. Ein inneres Brausen löste einen leichten Schwindel ab, sie mußte die Augen schließen. Vor ihrem inneren Auge tauchte als Vision der angekündigte Auftritt auf. Fast plastisch konnte sie ihre bizarr hergerichtete Gestalt im Getümmel der Party sehen, und Phantasien sprudelten aus dem Nichts. Eine fast reale Empfindung des Körpergefühls stellte sich ein; Désiré meinte das erstaunte Raunen der Gäste zu hören, dann die plötzliche Stille bei der Präsentation. Amir sagte ein paar erklärende Worte. Sie spürte, wie sie im Kreis der Zuschauer herumgeführt wurde. Ihr Körper glühte unter den neugierigen Blicken. Immer wieder mußte sie auf Amirs Befehl stehenbleiben, um tastenden Händen die Möglichkeit zu geben, die Fesseln und ihren wehrlosen Körper zu begutachten. Mit Amirs Hilfe erklomm sie unsicher mit suchenden Schritten, die zusätzlich durch die kurze Kette zwischen den Fußgelenken behindert wurden, ein paar Stufen zur Bühne hinauf.
Désiré spürte die Wärme der Punktstrahler, die ihre Erscheinung gegen den abgedunkelten Saal deutlich sichtbar herausstellte. Das Klacken ihrer Absätze und das Klirren der Kette zwischen ihren Füßen, die in einen Haken auf der Platte einrastete, drang überdeutlich an ihr Ohr. Nervosität stieg in ihr auf, als jemand zwischen ihren Beinen hantierte; es war Amir, der beruhigend leise auf sie einsprach. Trotzdem begann sie, vielleicht auch wegen der Wärme, leicht zu schwitzen. Etwas eiskaltes berührte ihre ungeschützte Scham, unwillkürlich zuckte sie zurück. Hätte Amir sie nicht aufgefangen, wäre sie unweigerlich gestürzt, da sie beim hastigen Schritt rückwärts die verankerte Kette zwischen ihren Füßen nicht bedacht hatte. Désiré schalt sich innerlich selbst wegen ihrer Reaktion, sie konnte sich Amirs Gesicht mit den mißbilligend hochgezogenen Augenbrauen gut vorstellen. Aus dem Publikum erscholl ein Laut, als ob bei einem Fußballspiel der Ball knapp das Tor verfehlt.
Offensichtlich hielt das Publikum diesen Fehltritt aber für eine Showeinlage, denn sofort nach der Rettung brandete Applaus auf. Désiré entspannte sich etwas. Ohne Vorwarnung drang das Kalte in sie ein, gleichzeitig spürte sie die Kühle auch im gesamten Schritt. Als ob eine riesige Hand, auf deren Innenfläche ein Kunstglied montiert war, sie gepackt hielt. Amir flüsterte ihr zu: "Entspann dich, laß dich einfach fallen und sitz still!" Désiré ließ sich vorsichtig absinken und verlagerte schließlich ihr Gewicht auf die seltsame Sitzfläche, die sie sicher und bequem trug. Langsam und unaufhaltsam wurde Désiré nach oben gehoben, erschreckt versuchten ihre Beine Halt zu finden. Aber der eigentümliche Sattel, in dem sie aufgespießt saß, hielt sie sicher, wie Désiré feststellen konnte, als ihre Absätze sich vom Boden lösten. Bald hatten nur noch ihre Zehenspitzen Kontakt mit der festen Unterlage. Mit jedem Millimeter Höhe hatte sich auch der Abstand zwischen ihren Füßen verkürzt, so daß jetzt beide Knöchel eng aneinander lagen und ihre Beine in gestreckter Zwangshaltung abwärts gezogen wurden. "Selbst wenn sie sich noch so sehr anstrengt, wird es ihr nicht möglich sein, sich aus den Sattel zu befreien", schilderte Amir dem Publikum, "denn sie müßte noch die entscheidenden Zentimeter, die in ihr stecken überwinden. Wenn man im Moment hier jemand als wirklich hilflos bezeichnen wollte, dann Désiré, oder?"
Amir verbeugte sich leicht. Als er den tosenden Beifall für die Vorführung entgegen nahm. Er trat ein paar Schritte zurück und murmelte zwischen seinen geschlossenen Zähnen ein: "Das ist auch für dich, Schätzchen!" in Richtung Désiré. Für etwa eine halbe Stunde überließ Amir Désiré dem Publikum zu ausführlichen Begutachtung, bevor er sie aus ihrer mißlichen Lage erlöste. Was allerdings nur bedeutete, daß Désiré aus ihrer Halterung befreit wurde. Schon vor Ende der Veranstaltung bewegte sich Amir mit Désiré, die er an einer Kette an ihrem Halsband hinter sich her zog, Richtung Ausgang. Immer wieder blieb er allerdings stehen, um mit Bekannten und Freunden ein paar Worte zu wechseln. Amüsiert und stolz hört Désiré die Kommentare, doch schlagartig klopfte ihr das Herz bis zum Hals und ihre Knie wurden weich. Amir schlug einem Bekannten, den sie an der Stimme erkannte, einen gemeinsamen Spaziergang durch die nahegelegene Fußgängerzone vor. Zu ihrer übergroßen Erleichterung lehnte der Bekannte den Vorschlag bedauernd ab, da er sich den Rest der Party nicht entgehen lassen wollte.
Amir verstaute sie im Kofferraum und fuhr heim. Wo der nächste Schreck auf Désiré wartete. Wieder stand sie zwischen seinen Beinen, seine Hände fuhren suchend über ihren Körper. "Ich kann mich nicht so richtig entscheiden"; klagte er in gespielter Unentschlossenheit, "ob ich dich befreien soll, oder ob es mir nicht mehr Freude bereiten würde, dich bis morgen früh in diesem Zustand zu belassen. Was meinst du?" Désiré versuchte sich verzweifelt auszudrücken, aber mehr als ein gedämpftes, unverständliches Gemurmel war nicht zu vernehmen. "Ja, ja, du hast recht", fuhr er fort. "Ich hasse diese Fragen vom Zahnarzt auch immer, wenn man da mit offenen Mund sitzt und nicht richtig antworten kann." Die Geräusche hinter der Maske wurden dadurch nicht weniger. "Also gut. Würdest du mir die Freude bereiten, und so bleiben wie du bist?" Verzweifelt sackte Désiré in sich zusammen und verstummte für einen Augenblick. Was er forderte, war ungeheuerlich. Das Korsett drückte und zwickte, ihre Füße schienen aus den Schuhen platzen zu wollen. Die zusammengepreßten Armen begannen taub zu werden und ihr Kopf fühlte sich an, als ob in einem Schraubstock eingeklemmt war. Jede Faser ihres Körpers schien Nein! zu brüllen. Die Sekunden verwandelten sich in Stunden. Tiefe Aufruhr rumorte in ihr, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. "Warum?" dieses eine Wort tönte unablässig in ihr. Mit der Entscheidung kam die Ruhe und ihr Körpergefühl schien zu erlöschen; sie fühlte sich augenblicklich leicht und schwerelos. Sie hatte ein Gelübde abgelegt. Langsam nickte sie zustimmend. Amir sprang auf und umarmte sie. Sie konnte seinen Herzschlag deutlich spüren, als er sie an sich preßte. "Du bist ein unvergleichlicher Diamant!" flüsterte er in der Nähe ihres verborgenen Ohres. Verständnislos registrierte Désiré, daß er sie von ihren Fesseln befreite, fragend sah sie ihn an, nachdem er als letztes die Lederhaube entfernt hatte. Ihr Blick traf sich, und sie verstand.
"Träumst du?" Seine Frage riß Désiré aus der Versunkenheit. "Und gefallen dir die Bilder?" Désiré nickte ihn an, ein leuchtendes Strahlen in den Augen. "Wann ist die Party?" Amir runzelte die Stirn und kniff die Augen lauernd zusammen. "War da grade was besonders los?" fragte er. Désiré streckte ihm die Zunge raus. "Ja! Sag ich aber nicht" Amir hetzte die kichernde Désiré durch das Haus, bis er sie im Schlafzimmer mit einem Rugbysprung erwischte und mit sich aufs Bett riß. Er lag mit seinem ganzen Gewicht auf ihr und hielt ihre Arme über ihrem Kopf fest. Er drohte ihr scherzhaft, Désiré zierte sich gekonnt. Beide kugelte verschlungen über das Bett, bis sie auf ihm lag. Amir hielt ihre Arme am Oberkörper fest umschlungen, sie zappelte und leistete gespielten Widerstand. Als er seinen Griff lockerte, sank ihr Mund an sein Ohr. Hastig flüsterte sie ihm die Phantasie, die beim Betrachten der Bilder aufgestiegen war, ins Ohr. Wortlos küßte er sie mitten auf den kahlen Schädel und schwieg. Ängstlich versuchte Désiré ihn anzusehen. "Ich liebe solche Perversitäten!" schnurrte er in ihr Ohr zurück Seufzend ließ sich Désiré auf ihn sinken.
Verwundert öffnete Désiré die Eingangstür. Eigentlich hatte sie Amir zurückerwartet, statt dessen klingelte jemand. Allein das Aussehen der beiden Männer ließ ihr Herz in einer Vorahnung rasen. Man hätte beide jederzeit sofort als Kripo Männer erkannt, trotzdem ließ sie sich den Dienstausweis zeigen, um Zeit zu gewinnen. Erst nach einer Verzögerung bat sie die Beiden ins Haus. Floskelhaft tauschten sie im Wohnzimmer einige Höflichkeiten aus, bevor sich der eine umständlich räusperte. Désiré kam es für einen Moment so vor, als ob sie die Szene schon einmal erlebt hatte. Mit seltsamer Kühle und Klarheit vernahm sie die Nachricht, daß jemand Amir während eines Auftrittes auf offener Bühne gezielt erschossen hatte. Alles Gefühl in ihr war erstorben, mechanisch stellte sie die Frage nach dem Täter. Das sei noch nicht geklärt, aber es gäbe einen Videomitschnitt des Konzertes, auf dem der Täter und der Tathergang deutlich erkennbar seien. Nach dem Täter werde gegenwärtig gefahndet.
Unbeteiligt hörte sie auf ihre Nachfrage die Schilderung der Tat, aber kein Wort drang wirklich zu ihr vor. Unvermittelt brach sie schluchzend zusammen, die beiden Beamten warfen sich erschrockene Blicke zu und blieben erstarrt auf ihren Plätzen. Nach einer Schrecksekunde sprang jedoch einer der Beiden auf und kümmerte sich um Désiré. Tapfer nickte sie mit dem Kopf, als die Frage nach der Beantwortung einiger Fragen kam. Fast erlösend, über Amir sprechen zu können. Immer wieder erstickten Tränen ihre Antwort, aber sie versuchte verbissen durchzuhalten. An den enttäuschten Gesichtern der Beamten konnte sie ablesen, daß ihre Antworten keine verwertbaren Hinweise auf den möglichen Täter lieferten. Achselzuckend überreichte ihr ein Beamter die Visitenkarten; beide verabschiedeten sie höflich und gingen.
Schon bald stand das Telefon nicht mehr still. Die Nachricht verbreitete sich anscheinend in Windeseile. Ein Wagen erschien im Hof. Harry, der Manager der Band, auch privat ein Freund von Amir, erschien. Erleichtert überließ Désiré ihm das Feld. Wie durch einen Nebel sickerte weitere Informationen zu ihr durch. Pete. Der arme Pete. Seit den Anfangstagen der Bassist der jetzigen Band und Amirs Weggefährte seit den Jugendtagen. Ihn hatte ein Querschläger ebenfalls tödlich erwischt. Auch der Schlagzeuger war schwer verletzt worden, die Ärzte rangen in der Klinik noch um sein Leben. Was mußte das nur für ein Wahnsinniger gewesen sein? Désiré nagte auf der Lippe. Sie konnte nicht im Bett bleiben. Innerlich aufgekratzt ging sie wieder nach unten. Ein Blitzlichtgewitter empfing sie brutal. Inzwischen waren die Presseleute da. Désiré flüchtete vor den zudringlichen Journalisten nach oben. Nach einer fast durchwachten Nacht wankte sie nach unten. Schlaftrunken fuhr Harry vom Sofa hoch. Désiré lächelte ihn dankbar an. Immer da, wenn man ihn brauchte. Den angebotenen Joint schlug sie stumm mit dem Kopf schüttelnd aus. Schweigend saßen sie sich gegenüber.
"Ich fahr mal kurz in die Stadt, bin aber gleich wieder da!" brach Harry die Stille und verschwand. Totenbleich kehrte er zurück. Wortlos schmetterte er die erstandenen Boulevardzeitungen auf den Tisch. "Diese Schweine...!" zischte er nur und ließ sich aufs Sofa fallen. Désiré hielt weiterhin mit beiden Händen ihre Teetasse umschlungen. Langsam beugte sie sich vor und griff nach den Zeitungen. Die meisten Schlagzeilen auf den ersten Seiten betrafen Amir und die Band. Fast einhellig kam dort auch Amirs sexuelle Vorliebe zur Sprache. "Sado-Rocker stirbt in Kugelhagel! Wahnsinniger killt Leder-Band!" und ähnliches prangte reißerisch überall. Es gab sogar ein Foto von ihr, wie sie gestern Abend die Treppe herunterkam. "Wer peitscht mich jetzt? Unter Tränen erfährt Maso-Lady vom brutalen Tod ihres Leder-Gitarero" titelte die Bildunterschrift. Angewidert schob Désiré das Blatt zur Seite.
Genauso angewidert beendete sie auch die nun folgenden zahlreichen obszönen Telefonanrufe, in denen sich Männer anboten, die Peitsche zu übernehmen. Die nächsten Tage waren mit organisatorischen Fragen und Aufgaben so dicht angefüllt, daß Désiré kaum zu sich fand. Um das Loch in ihrem Leben zu stopfen, stürzte sie sich förmlich in die Aktivitäten. Abends war sie meist so erschöpft, daß sie müde ins Bett fiel. Ihr Herz blieb unvermittelt stehen, als sie das Fahndungsfoto in der Zeitung sah. "Wer kennt diesen Mann?" Ein etwas undeutliches Bild, aus dem Videofilm herausgeschnitten. Hastig suchte sie die Visitenkarte mit der Nummer der Polizei hervor. Man bedankte sich für ihren Anruf. Es waren schon einige Anrufe eingegangen und daraufhin habe man gezielt die Fahndung nach dem Verdächtigen eingeleitet. Mehr könne und dürfe man ihr im Moment nicht sagen.
Der nächste Morgen brachte die Gewißheit. Unter der Überschrift "Tatverdächtiger im Bühnenmord verhaftet" war ein Foto abgedruckt. Es war kein Zweifel mehr möglich. ...der Tatverdächtige Thomas B., der von zahlreichen Zeugen als der Todesschütze im sogenannten "Bühnenmord" identifiziert wurde, hat nach Polizeiangaben inzwischen die Tat gestanden. Als Tatmotiv gab er Rache und Haßgefühle auf den bekannten Rockmusiker Amir Jalal an. Er... Désiré ließ die Zeitung sinken und konnte nicht mehr weiterlesen. Thomas Brandstädter, der sich selbst Sir Thomas nannte. Sie hatte ihn also doch richtig erkannt. Roboterhaft stand sie auf und ging zu Amirs Schreibtisch. Bedächtig und ohne Hast öffnete sie die stets abgeschlossene mittlere Schublade des Aufsatzes und sah lange hinein. Matt blinkte ihr der Stahl der 9mm Browning Pistole entgegen, nachdem sie das weiche Tuch entfernt hatte. Prüfend wog Désiré die Waffe in der Hand und ließ mit der anderen das Magazin herausschnappen. Die Finger glitten prüfend über das gefüllte Magazin. Mit einem heftigen Schubs ließ sie das Magazin wieder einrasten. Amir hatte ihr gezeigt, wie man mit der Waffe umgeht. Sie hatte ein paar Mal sogar damit Schießübungen gemacht. Und dieses Ziel würde sie bestimmt nicht verfehlen. Erschreckt wirbelte sie herum und richtete die Pistole auf den Eindringling.
Pia schrie gellend auf. Innerhalb von Sekundenbruchteilen hatte sie die Situation erfaßt. Sie fiel auf der Stelle in die Knie und sah Désiré flehentlich an. "Bitte, bitte tu's nicht! Oder erschieß mich gleich hier mit!" In Zeitlupe ließ Désiré die Waffe sinken. Ihr Gesicht versteinerte. "Du?" Minutenlang schwiegen beide unbeweglich. "Warum eigentlich nicht? Ich könnte dann mein Leben als Vollzeitgefangene beschließen. Immer eingesperrt, gelegentlich gefesselt. Das sind wir doch gewohnt, oder?" Sarkastisch stieß Désiré die Worte mit zusammengekniffenen Lippen hervor. Pia kroch auf allen Vieren auf Désiré zu und warf sich ihr zu Füßen. Auf dem Treppenabsatz gegenüber schien für einen winzigen Moment Amir zu stehen. Er zwinkerte ihr aufmunternd zu. Fragend sah Désiré in seine Richtung. Stumm deutete er mit dem Kinn nickend auf Pia. Désiré verstand und lächelte; sein Bild verschwand augenblicklich. Im gleichen Moment spürte sie ein starkes Brausen in ihrem Inneren. Sie beugte sich vor und griff mit einer Hand rüde in Pias Haare. Pia hielt die Augen zugekniffen, als Désiré ihr den Kopf an den Haaren zerrend in den Nacken bog. Klatschend unterbrach eine wuchtige Ohrfeige die Stille. Innerlich fluchend biß Désiré sich auf die Lippe. Tat das verdammt weh! Ihre Hand schien um ein mehrfaches größer und brannte höllisch. Nur langsam verklang der Schmerz. Anscheinend hatte es auch ein Top nicht leicht.
Mit einer Mischung aus innerem Entsetzen und jubelnder Kraft hörte sie Pia betteln: "Bitte, auch wenn er dir großes Leid angetan hat; töte ihn bitte, bitte nicht. Ich will alles für dich tun und kannst alles mit mir machen, wenn du ihn nur am Leben läßt!" Die Antwort schien von irgendwo her zu kommen, ihre Stimme klang ihr selber fremd, als sie sich sagen hörte: "Bleib hier auf den Knien, bis ich dich rufe, ich muß darüber nachdenken!" Désiré ging die paar Schritte bis zu dem großen Ohrensessel und ließ sich in ihm versinken. Während die Gedanken in ihr kreisten, fiel ihr Blick gelegentlich zu der Frau, die in einigen Metern Entfernung auf dem Boden kniete. Was sie sah, drang nur schwach in ihr Bewußtsein; aber wenn sie es tat, löste es eine heiße Welle in ihr aus. Sie würde Sir Thomas nicht töten. Nicht weil Pia sie darum bat, sondern weil sie den Wunsch nach Rache in sich verspürte. Die Vorstellung, ihn lebenslänglich im Gefängnis eingesperrt zu wissen, gab ihr eine tiefe Befriedigung. Er würde dort bei lebendigem Leib durch die Hölle gehen, Erniedrigungen ausgesetzt sein, wie er sie sonst selbst ausführte. Sein Leben würde in den langen Jahren der Haft zerstört, wie er ihres zerstört hatte. Nur, wenn er mit einer milderen Strafe davon käme, würde sie...
Mit einem Mal erschien Amir wieder vor ihr und schüttelte mit dem Kopf. In der Zeit ihres Zusammenlebens hatte er versucht, ihr die Grundzüge seiner spirituellen Einstellung zu vermitteln. Und er schien es auch jetzt noch zu tun. Sein Auftauchen löste in ihr die schlagartige Erkenntnis aus, daß sie sich in der selben Weise mit Rache und Haß besudeln würde, die zu der Tat geführt hatte. Entsetzt schlug sie die Hände vors Gesicht. Fast körperlich meinte Désiré seine Hand zu spüren, wie er über ihren Kopf strich. Obwohl ihre Augen geschlossen waren, sah sie ihn lächelnd vor sich stehen. Er nickte. Désiré holte tief Luft, eine tonnenschwere Last schien von ihr abgefallen. Mit einem warmen Gefühl in der Brust sah sie zu Pia hinüber. Die zuckte bei dem barschen Befehl zusammen, setzte sich aber augenblicklich in Bewegung und kroch zu Désiré hinüber. Erwartungsvoll blieb sie stumm kurz vor dem Sessel knien. "Hast du bei deinem Herrn keine Manieren gelernt", fuhr Désiré sie an. Pia reagierte sofort. Hastig stürzte sie sich, wie ein Hund auf seinen Freßnapf, auf Désirés Füße und bedeckte sie mit Küssen. Dankbar hob sie ihren tränenerfüllten Blick auf Befehl zu Désiré empor.
Wenig später kramte Désiré einen Bolzenschneider aus Amirs umfangreicher Werkzeugkiste. Vorsichtig und mit vor Anstrengung hochroten Kopf drückte sie die Hebel zusammen. Klirrend fiel Pias Handreif zu Boden. Die Geschäftsleitung ihrer Firma teilte Désiré nach einer Anstandsfrist mit, daß eine Weiterbeschäftigung aufgrund des Pressewirbels und der bekannt gewordenen Tatsachen nicht erwünscht sei. Man hoffe auf ihr Verständnis. Über die Modalitäten der Vertragsauflösung würde man sich gerne mit ihr auf einem Treffen verständigen. Désiré überlegte nicht lange. Im Laufe der Zeit hatte sie einen Überblick über Amirs Vermögensverhältnisse erlangt. Das Ausmaß seines wirklichen Vermögens war ihr erst jetzt zu klar geworden. Soviel konnte sie bei normaler Lebensführung nie im Leben ausgeben. Da er sie testamentarisch als Alleinerbin eingesetzt hatte und es keine näheren Verwandten gab war, sie auf keinerlei materielle Unterstützung mehr angewiesen. So teilte sie der Firmenleitung mit, daß sie es ihrerseits vorzöge, nicht mehr für eine Firma zu arbeiten, die sich in dieser Weise verhalte. Nur mit Mühe konnte sie sich zurückhalten, bei der Verabschiedung dem Chef nicht ins Gesicht zu spucken. Sein lüsterner Blick und seine anzüglichen Sprüchen ließen sie innerlich kochen. Es schien langsam zur Gewohnheit zu werden.
Direkt hinter dem Chef stand plötzlich Amir und grinste spöttisch. Désiré lachte befreit zurück und hinterließ einen mehr als verdutzten Firmenleiter. Sie nutzte die freie Zeit und verfolgte aufmerksam im Gerichtsaal den Prozeß. Sir Thomas war unfähig, auch nur ein einziges Mal seinen Blick zu ihr zu wenden. Wenn sie im Gerichtssaal anwesend war starrte er unverwandt vor sich auf den Boden und schwieg. Eines Tages nahm sie Pia mit. Die betrat mit gesenktem Kopf den Saal und hob ihn auch nicht einmal. Thomas sah zu ihr herüber und versuchte einen Blick zu erhaschen. Désiré legte provozierend besitzanzeigend ihren Arm um Pia und spielte scheinbar lässig mit dem Lederhals um deren Hals. Gleichzeitig ließ Désiré sie unter einem Vorwand die Hand heben. Thomas bemerkte augenblicklich den fehlende Armreif. Im Bruchteil einer Sekunde erfaßte er den Sachverhalt. Er erbleichte und bekam eine spitze Nase. Sekunden später lief er tiefrot an und wollte aufspringen. Mit einem Ächzen sackte er vernichtet in sich zusammen. Désiré lächelte triumphierend vor sich hin. Ein paar Tage später saß sie während der Urteilsverkündung stocksteif auf ihrem Platz. Erneut lächelte sie. Die Pistole konnte endgültig in der Schublade bleiben. Das Anwesen auf dem Land war schnell verkauft. Es wäre ihr unmöglich gewesen, dort weiterzuleben. Vorher hatte sie einer plötzlichen Eingebung folgend, alle einschlägigen Möbelstücke im Hofe aufgetürmt, mit Benzin übergossen und angesteckt. Es war nicht nur der Rauch, der ihre Augen tränen ließ, als die Flammen hoch aufloderten.
Langsam hatte sie sich daran gewöhnt, daß Amir immer wieder unvermutet erschien. Er sah sie durchdringend an. Désiré fühlte sich innerlich dem Platzen nahe. Immer eindringlicher schien sich sein Blick in sie zu bohren, bis sie verstand. Der widerliche Geruch von verbranntem Leder und Gummi lag noch in der Luft, als das Feuer langsam nur nicht vor sich hin glimmte. Stück für Stück waren die Insignien ihres Sklavinnendaseins in die Flammen geflogen. Désiré spürte einen stechenden Schmerz im ganzen Körper, als ob dort die Teile ihres eigenen Ich verbrannten. Sie mußte dem Impuls widerstehen, sich selbst in die lodernden Flammen zu stürzen. Die indische Sitte der Witwenverbrennung schien ihr für einen Moment angemessen. Gebannt durch Amirs Blick hielt sie sich zurück; er schien wie eine undurchdringliche Wand zwischen ihr und dem Feuer zu stehen. Wieder glaubte sie zu verstehen. Sie senkte den Kopf und weinte hemmungslos. Sein urplötzliches Verschwinden hinterließ ein Gefühl der Leere in ihr. "Arme Désiré, leb wohl", murmelte sie vor sich hin und ging durch die Tür ins Haus zurück. Am nächsten Morgen schien ihr eine Fremde im Spiegel des Badezimmers zu begegnen. Prüfend sah sie sich an. Sie war die Selbe und doch nicht.
Tatendurstig fuhr sie nach dem Frühstück in die Stadt. Noch vor Ablauf eines Monats war die neue Wohnung in der Stadt bezugsfertig und mit einer Riesenfeier eingeweiht worden. Erschöpft und zufrieden lümmelte Désiré sich im Sessel, nachdem die Gäste gegangen waren. Etwa drei Meter vor ihr kniete die nackte Pia auf dem Boden. Die Zeit kroch im Schneckentempo. "Öffne den Karton neben dir!" befahl Désiré in ruhigem, sachlichem Ton. Ratsuchend schaute Pia sie an. Auf das Nicken und die Aufforderung hin, begann Pia sich mit dem Inhalt des Kartons zu bekleiden. Schon nach kurzen Zeit stand ein unschlüssiges Zimmermädchen, das zusätzlich zur üblichen Montur Lederfesseln um Hand- und Fußgelenke trug, vor Désiré im Raum. Die Ketten, mit denen die Fesseln untereinander und mit dem Halsband verbunden waren, klirrten leise bei jeder Bewegung der schüchternen Zofe. "In drei Stunden ist die Wohnung Tip Top aufgeräumt, verstanden?" ordnete Désiré an, und mit den Worten "Ich hasse Dienstpersonal, das bei der Arbeit plappert oder singt!" verschwand ein Knebel im Mund der Zofe. Ohne sich weiter umzudrehen, ging Désiré durch die Tür. Beim Gehen klopfte sie unmißverständlich mit einer Reitgerte an ihre kniehohen Stiefel; wie ein Echo klirrten hinter ihrem Rücken Ketten in heftiger Bewegung.